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Spielfreude pur bei "Top Dogs"

„Top Dogs“ der PSI werden erst gefeuert und dann gefeiert

Urs Widmers Königsdrama „Top Dogs“ über die Kündigungskultur wird in aller Welt gespielt - dieses Mal in Idstein vom Grundkurs „Darstellendes Spiel“ unter der Leitung von Katja Holland-Best- und das Thema könnte brisanter gar nicht sein: Es heißt: strukturelle Arbeitslosigkeit – es ist das Dilemma der westlichen Industrie- und Wohlstandsgesellschaft. Nicht um Underdogs geht es hier, sondern um TOP DOGS, also um Spitzenmanager, die im Zuge global bedingter Umstrukturierungen entlassen wurden und die sich jetzt zwecks Schockverarbeitung und späterer beruflicher Reintegration in einem Züricher Outplacement-Center zusammengefunden haben. Top Dogs 9

Gleich zu Beginn des Stücks trifft es Herrn Deer (Lennard Wehrmann), der später zur großen Freude des Publikums Gangübungen der grotesken Art über sich ergehen lassen muss, die ihm von Gilles Tschudi (Clara Mertens und Livius Sauer) aufgezwungen werden. Ein klein wenig Schadenfreude kommt dabei zusätzlich auf und sorgt für Lacher, wenn es eben auch `die da oben´ jederzeit treffen kann. „Die da oben“ auf der Bühne jedenfalls hatten große Spielfreude und so wurde das Publikum in der voll besetzten Mensa von den jugendlichen Darstellern bestens unterhalten, aber sicherlich immer wieder auch von Beklommenheit ergriffen, wenn erkannt wurde: „Da ist etwas faul, da müssen Manager nicht nur ihre Untergebenen, sondern am Schluss auch sich selbst entlassen – das ist die groteske Logik der Ökonomie. Die Globalisierung frisst ihre Kinder.", so mahnte schon Gerhard Jörder in seiner Preisrede auf TOP DOGS beim Berliner Theatertreffen 1997 vor Raubtierkapitalismus und dessen fatalen Folgen.Top Dogs 8Und so geben sich sämtliche Top-Manager (deren Rollen teilweise doppelt besetzt wurden) im wahrsten Sinn des Wortes „die Klinke in die Hand“: Julika Jenkins (Julia Resch, Lara Sonnet) Michael Neuenschwander (Melvin Marxen, Sophia Meiringer), Heinrich Krause (Hanna Licher), Susanne Wrage (Harmony Ablelom, Annika Wolff), Urs Bihler (Antony Sadeghian, David Siebertz), Herr Müller (Marius Würmeling, Emma Neuhaus) und der „Chef“ (Sven Arich), um ihre prekäre Lage zu überdenken und am Ende des Stücks den verdienten Applaus für ihr herausragendes Spiel zu bekommen. Dass sämtliche Schülerinnen und Schüler absolut textsicher waren sowie Mimik, Gestik, Spielwitz und -freude fast schon traumwandlerisch bis ins kleinste Detail beherrschten, lag vor allem an den zahlreichen Proben, die sogar an Sonntagen stattfanden, und so bedankte sich die Schauspielerschar bei Katja Holland-Best für deren große Geduld und die schöne und intensive Zeit, die man zusammen verbracht hatte. Die Mühe hat sich gelohnt, alles passte an diesem Freitag: Die Aktualität des Stückes, die Spielfreude, das Bühnenbild, die Choreographie, die ausgewählte Musik und ein Schüler hinter dem Technikpult, der alles im Griff hatte: Florian Porth. Und so fiel den Beteiligten ein Stein vom Herz, dass nach so langer Zeit – pandemiebedingt – endlich wieder einmal ein Theaterstück zu sehen war, das noch lange in positiver Erinnerung bleiben wird, bis es im nächsten Jahr wieder heißt: Vorhang auf für ein neues Stück.

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Erstellt: Thomas Weidenbusch (13.07.2022) Letzte Änderung: Thomas Weidenbusch (13.07.2022)