Zum Hauptinhalt springen

Wunschlos glücklich?

|

DSp

Grundkurs „Darstellendes Spiel“ nimmt die Zuschauer mit auf eine humorvolle Reise in „Tausendundeine Nacht“

Tief muss Aladdin (Moritz und Nicolas) nicht in die Tasche greifen, um seiner Mutter ein nettes Andenken aus Tunesien mitzubringen, bloß 60 Dinar verlangt der windige Straßenverkäufer (Julian) für eine glanzlose Lampe, die er zufällig gefunden hat. Diese Lampe allerdings ist das Objekt der Begierde und auch „Heimat“, jedenfalls für den stets gut gelaunten und um keinen Spruch verlegenen Dschinni (Jonathan und Tayfun) und für dessen bösen Gegenspieler Jaffar (Malte), die sich 150 Jahre zuvor einen brutalen Zweikampf geliefert haben. Auch ein Gorilla (Zeno) ist interessiert an der Wunderlampe, lässt sich aber mit Bananen leicht ablenken und in der Folge befreit Aladdin bei seiner Rückkehr in die Heimat versehentlich und unbewusst den guten Flaschengeist, der ihm dafür drei Wünsche erfüllen will. Parallel laufen dazu natürlich die Klänge von „Genie in a bottle“ und die Cheerleader (Sophie, Florian, Valerie, Zeno, Lilian, Julian) beeindrucken mit einem choreographisch wunderbar abgestimmten Tanzmix nicht nur den staunenden Aladdin, der daraufhin prompt den Versuchungen des Dschinns nicht widerstehen kann, Wünsche vorschnell ausspricht und den Bezug zur Realität verliert. Nur Jasmin (Amelie, Salsabil und Sophie), die er eigentlich liebt und die auch ihm gegenüber echte Gefühle hegt, sieht, was Geld, Muskeln und künstlich herbeigeführte Beliebtheit in Aladdin anrichten: Er eifert dem größten Raufbold der Schule nach (Marco und Jonas als Spencer) und verliebt sich in die mysteriöse Djamilla (Emily und Valerie), die urplötzlich auftaucht und jedem männlichen Wesen den Kopf verdreht. Aber selbst der kurzfristige Abstieg in die Drogenhölle, die bizarren Geldwünsche der „neuen Freunde“ Aladdins und eine Herzblatt-Show der besonderen Art können am Ende der kurzweiligen Aufführung das happy-end nicht verhindern und so gelingt es der pfiffigen Jasmin, den Spieß umzudrehen, Aladdins „Freunde“ zu demaskieren und Aladdin mit auf die wundersame Reise auf dem Zauberteppich zu nehmen: „Wir sind zu zweit für alle Zeit“ singen Sophie - und Amelie, die zum Abschluss den nicht ganz sangestauglichen Aladdin spontan und auf eigenen Wunsch ersetzt. Dieser hat aber erkannt – und das ist die zentrale Botschaft der Geschichte – dass bestimmte Werte wichtiger sind als bloße Wünsche. So endet eine lustige, kreative und auch optisch beeindruckende Achterbahnfahrt, in der es sämtlichen Darstellern gelungen ist, die Zuschauer in der voll besetzten Mensa restlos zu begeistern. Unter der Leitung von Christian Stahr zeigte die junge Schauspieltruppe von Beginn an, was in ihr steckt: Dass sämtliche Beteiligten absolut textsicher waren sowie mimisch und gestisch zu beeindrucken wussten und sich außerdem körperlich extrem anstrengen mussten, um in ihren Rollen authentisch zu wirken, ist ebenso lobenswert hervorzuheben wie die Tatsache, dass Christian Stahr am Ende der Aufführung betonte, dass man sich ein ganzes Jahr lang gemeinsam intensiv vorbereitet und sich vor allem gegenseitige Wertschätzung gezeigt habe. „Man ist stets aufeinander zugegangen und ihr habt immer wieder neue Ideen für eine originelle Umsetzung entwickelt“, ergänzte Stahr, der sich ebenso wie alle anderen Akteure über lang anhaltenden und nicht enden wollenden Applaus freute. Gefreut hat sich auch Martina Blümling, ehrenamtliche Mitarbeiterin der Stiftung Bärenherz, über die große Spendenbereitschaft der Zuschauer am Ende eines in allen Belangen gelungenen Abends.